Leichter Leben Beratung - Coaching fuer Gruppen und Einzelpersonen
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Vom Warten

14/4/2022

 
Alan wartet noch immer. Das Schreiben an den Bundespräsidenten, die Unterschriftenlisten seiner Klassenkameraden, Dankesurkunden über seine ehrenamtliche Mitarbeit beim Roten Kreuz in all den Jahren – ja selbst das Maturazeugnis - waren nicht ausreichend für einen Aufenthaltstitel in Österreich. Alan ist bestens integriert, er hat Freunde gefunden und fühlt sich in einigen österreichischen Familien als Mitglied. Besonders das letzte Jahr war hart für ihn- er wartete auf die Zusage eines “Humanitären Bleiberechts“, um endlich mit - 25 Jahren - für sich selbst sorgen zu können, eine interessante Arbeit zu finden und sich ein Leben in Österreich aufzubauen.

Nach drei negativen Asylbescheiden hatte man ihm den Ausweis abgenommen. Er war nun „illegal“ im Land konnte sich nicht mehr frei bewegen, hatte keine Krankenversicherung und keine Grundversorgung. Sein Anwalt hatte einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt. Zumindest das sollte er bekommen nach sechs Jahren.

Ich erinnere mich an unsere Spaziergänge, bei denen ich oft nach passenden Antworten suchte.
Alan klagte und jammerte, er drückte all seinen Zorn über die Langsamkeit und Willkür der österreichischen Behörden aus. Ich konnte nur zuhören und seine Wut anerkennen, seine Ohnmacht mitfühlen. 
Und doch - nach einer halben Stunde unseres Wegs erzählte er auch von seinem Freund Franz und einer Radtour, die sie unternommen hätten. Wir versuchten eine gute Zeit zu haben. Wir hörten bewusst den Vögeln zu und beobachteten auf unserer Spazierrunde die Veränderungen in der Natur im Laufe der Jahreszeiten.
Manchmal zögerte ich, ihn anzurufen, ich zweifelte an mir, ob ich ihm überhaupt eine angemessene Gesprächspartnerin sein könne in dieser Situation maximaler Ungleichheit. Doch für mich waren es die ersten Spazierrunden nach meiner Operation. Die Begleitung eines jungen Mannes, seine zuvorkommende, höfliche Art taten mir gut. Das war ein kleiner Ausgleich.

Warten auf eine Entscheidung, die andere für uns treffen, auf positive Veränderungen, die wir noch nicht kennen, stellt uns auf harte Proben, manchmal zermürbt es. In der Begleitung anteilnehmender Gesprächspartner machen wir uns bereit, auch negative Entscheidungen anzunehmen. Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch. Wie bei Hamlets „Sein" oder „Nicht sein“ geht es immer wieder um die Entscheidung, sein Schicksal anzunehmen um weiterzuleben zu können. Das Asylverfahren ist, wie eine schwere Krankheit, dachte ich einmal. Man weiß nicht, was im nächsten Brief von der Behörde steht, ebenso wie der Schwerkranke voll Angst seinen nächsten Befund erwartet.
Illegal im Land zu sein, ist der gesellschaftliche Tod. Keine Pläne keine Zukunft, Isolation.
Die Ohnmacht eines Gesprächspartners wird zu unserer eigenen. In Situationen des Ausgeliefertseins an Mächte, die wir nicht beeinflussen können, schrumpft unser Handlungsspielraum.
Als wir uns im Mai trafen wirkte Alan erfrischt und voll neuer Energie. Er berichtete, dass er den Ramadan eingehalten, sich wieder gefunden habe. Er schaffte es, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Einladung zum Mittagessen schlug er aus. „Ich esse jetzt nur noch einmal am Tag, so gegen 17 Uhr,“ erklärte er. Alan beschämte mich. Ich staunte und war beeindruckt, wie er trotz seiner minimalen Möglichkeiten selbstbestimmt blieb, seine innere Freiheit wirksam wurde.
Letzten November hat Alan einen Folgeantrag auf Asyl gestellt. Den ganzen Winter über wartete er auf die Einladung zum Interview. Ende Februar absolvierte er den alles entscheidenden Termin. Seither heißt es wieder warten auf den Brief der Behörde. Wir hoffen, dass ihm subsidiärer Schutz gewährt wird. klicken.

Mitten in der Pandemie

5/12/2021

 
„Es gibt inzwischen zuviel Information, doch so wenig an Wissen und noch weniger Einsicht, stellt Elif Shafak – die türkische Stimme der Weltliteratur fest.
 
Doch wie wird aus Information Wissen und wie kommen wir zu Einsichten, die uns weiterhelfen auf unserem Weg?
 
Das Zitat einer salzburger Bergbäuerin ist mir im Ohr: „Tradition das ist die durch Weisheit gesiebte Vernunft.“  Im Lock down ist die Adventzeit stiller. Welche Traditionen bleiben von Weihnachten, wenn der Konsum wegfällt? Wenn die Reise in den sonnigen Süden coronabedingt ausfällt?
 
Wieder nähern wir uns einem Weihnachtsfest, das nicht nur in christlich orientierten Familien gefeiert wird.
 
Afghanische Frauen haben mir erzählt, dass im Islam die Mutter Jesu von Schwangeren angerufen wird für den günstigen Verlauf der Schwangerschaft und für eine glückliche Geburt. Sie sprachen von kalten Winterabenden, an denen sie sich die Füsse an einem Holzkohleöfchen unter dem Tisch wärmen. Sie sitzen zusammen, lauschen den Geschichten der anderen und knacken ein paar Nüsse zum Tee.
Tradition, das ist was wir weitergeben, weil es sich bewährt hat, weil es schön ist und weil es uns gut tut. Manche Traditionen laufen sich tot, weil das Schöne und das Gute dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen ist. Was wir schön finden, hängt vom Zeitgeist ab, von der Mode.
 Das Gute hat mit unseren Werten zu tun.
 
Und dennoch gibt es zeitlos „Schönes“ und Beispiele vom guten Leben, die sich in unterschiedlichen Weltgegenden und historischen Epochen bewährt haben.
 
Wir sieben Information anhand unseres Vorwissens, nachdem wir sie als plausibel oder nützlich für unser Handeln einschätzen.
 
Unser Wissen ist das Ergebnis dieses Aussiebens, verbunden mit Erfahrungen, die wir aus unserem Handeln oder Nichthandeln ziehen. Nicht zu vergessen, der Austausch, das Gespräch mit anderen Menschen, um von deren Erfahrungen zu lernen. 
 
Die Einsichten, dass Menschen soziale Wesen sind und einander brauchen und dass sie existenziell von der Natur abhängen, sind universell.
 
In allen Weltgegenden feiern Menschen ihre Gemeinschaft und das, was die Natur ihnen schenkt. Sie helfen zusammen und feiern, wenn sie einer Naturgewalt heil entkommen sind.
 
Ich habe ein zunehmendes Bedürfnis nach Einfachheit und frage mich, was ich weglassen könnte, was ich nicht mehr brauche und womit ich aufhören möchte.
 
Raum und Zeit schaffen für das was „einfach“ schön ist und was mir „einfach“ gut tut. Ich habe das Gefühl da geht es um Unmittelbarkeit, um Beziehung zu anderen Menschen und um mich ganz allein.
 
„Fürchten wir nicht das „Komplexe“ – fürchten wir Menschen, die Einfachheit versprechen“, lautet ein weiteres Zitat von Shafak aus ihrem Bändchen „Hört einander zu!“, mit dem sie gegen die aktuell tobenden Krisen anschreibt.
 
Paradox ist, dass der Weg zur Einfachheit kompliziert ist. Als Teile eines auf wachsende Technisierung und Ressourcenverbrauch aufgebauten Systems können wir nicht einfach das Einkaufen weglassen, wir können auch nicht aufhören, unsere Miete zu zahlen oder im Internet zu surfen. Wir müssen heizen und kühlen und mobil sein, um Termine einzuhalten.
Doch wir dürfen innehalten, genügsam werden und uns zufrieden geben.
 
Lassen wir es uns nicht nehmen zu träumen vom guten Leben für alle, von einer Welt, in der für alle gesorgt ist und Menschen unterschiedlichster Herkunft Zugehörigkeit finden. Träume geben uns die Kraft weiterzugehen, Wege zu finden und Orte an denen sie wahr werden können.

Wer pflegt die Pflege?

4/12/2021

 
An manchen Tagen stehe ich nicht gerne auf. Das kennen Sie wahrscheinlich. Je nach Stimmung kommt man langsamer oder schneller in die Gänge. Gewohnheiten, Rituale helfen uns die morgendliche Trägheit zu überwinden und in den Tag zu kommen. Das können Bewegungsübungen sein, um sich der Funktionstüchtigkeit des eigenen Körpers zu versichern. Vielleicht joggen Sie gerne eine Runde um den Häuserblock. Eine Meditation oder ein Gebet kann helfen, sich mental auf den neuen Tag einzustellen.
Zuerst frühstücken und dann duschen oder grade umgekehrt? Zum Abschluss eine kalte Brause, um den Kreislauf zu aktivieren? Eincremen mit einer duftenden Bodylotion, oder nach der Rasur ein Hauch von Ihrem Lieblings - After shave?
Radio hören, Kaffee kochen und den Duft genießen oder am Balkon eine Zigarette rauchen?
Was gehört zu Ihrem Morgenritual?


Ich denke darüber nach, wie das Aufstehen  für Menschen sein muss, die nicht in dieser Form selbst für sich sorgen können. Pflegepersonen, die den ihnen anvertrauten Menschen in den Tag helfen, müssen die Energie des Aufstehens mehrmals aufbringen. Einmal für sich selbst und zwei, drei Mal mit ihren Klient*innen.

Der Zeitdruck in der Pflege erfordert ein rasches Arbeiten. Das Ergebnis, das drei- vier-mal am Morgen produziert werden muss, ist ein mobilisierter, gewaschener und angekleideter Mensch, der sein Frühstück allein oder mit Unterstützung einnimmt.

Es besteht immer die Versuchung, "zuviel" zu helfen, damit es schneller geht.  Für Selbstwahrnehmung, spüren, was geht, was der Klient selbst (wieder) tun kann, braucht es Beobachtung und entsprechend Zeit. Genau darin besteht die Kunst guter Pflege:  Vorsichtig, respektvoll die Fähigkeiten der Klientin zu ergänzen. Selbstfürsorge erzeugt Selbstwert. Zunehmend auf Pflege angewiesen zu sein, macht abhängig und ängstlich.
Manche mobilen Pflegekräfte berichten, dass sie zwischen ihren Einsätzen selbst kaum Zeit finden zu frühstücken oder mittag zu essen. Die Zeit auf ihrem Dokumentationsgerät läuft immer mit. Stehzeiten für Parkplatzsuche oder Wartezeiten bei  Arzt und Apotheke sind unberechenbar. Wieviel davon geschrieben werden darf und bezahlt wird, ist Gegenstand von permanenten Verhandlungen und Konflikten.
Viele Kolleg*innen im Pflegesektor sind nach Österreich eingewandert. Sie erleben Kritik an ihren sprachlichen Fähigkeiten und müssen mit unterschiedlichen Dialekten zurechtkommen. Es kommt zu Kommunikationsproblemen. Der Klient hört schlecht, die Pflegeperson spricht leise und nicht die Sprache, die er/sie gewöhnt ist. Kritik und Forderungen von besorgten Angehörigen können dazu kommen.
All das ist nervenaufreibend und kostet Kraft. Wo aber tanken Pflegepersonen auf?
Wo ist der Ort, wo die Zeit, in der sie sich mit Kolleg*innen sich austauschen können?

Mit meinem Angebot der Gruppensupervision möchte ich zumindest digital einen solchen Ort schaffen. 
Spätere Treffen in Präsenz sind möglich und hängen von den Teilnehmer*innen ab.
Ich moderiere den interdisziplinären Austausch zwischen sozialen Alltagsbetreuer*innen, Heimhelfer*innen und Pflegeassistent*innen.
Möglich Fragen und Themen sind:
 ·         Welche Strategien haben Kolleg*innen entwickelt, um in diesem herausfordernden Berufsfeld nicht auszubrennen?
 ·         Viele der Probleme sind auf individueller Ebene nicht lösbar, doch welche strukturellen
Veränderungen sind wünschenswert, damit Pflegekräfte nicht nur auf sich gestellt sind?
 ·         Welche Erfahrungen gibt es bei unterschiedlichen Anbieter*innen mobiler Dienste?
 ·         Auch für einen fachlichen Austausch zu herausfordernden Problemstellungen von Klient*innen wird es bei Bedarf  Platz geben.
Eine Gruppensupervision bietet die Möglichkeit, über die Grenzen der jeweiligen Berufsgruppe hinweg ins Gespräch zu kommen, sich in die Situation anderer Berufsgruppen hinein zu fühlen und voneinander zu lernen. Davon profitieren alle, auch die Klient*innen und Angehörigen.
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Praxisraum
bei Factor Happiness
Engerthstrasse 126, 1200 Wien

bei Seelenflug
Brünnerstrasse 4, 2120 Wolkersdorf.

Telefonische Terminvereinbarung
0664 85 46 290

Zufriedene KundInnen:

"Vielen Dank für Ihre Begleitung und die wertvollen Denkanstöße. Ich denke, jetzt komm ich besser zurecht mit der neuen Situation", Frau R.R. nach drei Beratungssitzungen

"Hallo Frau Sterzinger, danke der Nachfrage. Es geht besser. Ihre Beratung hat mir geholfen, wieder Tritt zu fassen." Herr R.J.

"Danke für Ihre Inputs, ich sehe jetzt wieder,
wie viele Möglichkeiten ich habe."
Frau B.H.







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