Leichter Leben Beratung - Coaching fuer Gruppen und Einzelpersonen
Kontakt:
Mag.a Elisabeth Sterzinger
mail: sterzinger.lisa@chello.at
mobil: + 43 664 85 46 290
  • Einzelberatung
  • Trennungsbegleitung
  • Transkulturalität - Training
  • Supervision - Coaching
    • Gruppen- und Teamsupervision
    • Teamtage
    • Teamklausuren
    • Inhouse Workshops
    • Betriebliche Gesundheitsförderung >
      • Einzelgespräche
  • Blog
  • Vita
  • Referenzen
  • Angebote und Preise
  • Kontakt - Impressum
  • Datenschutz

unterwegs

11/9/2022

 
Herumgefragt, wohin es in diesem Sommer auf Urlaub geht, teilte sich mein Bekanntenkreis im Juni in jene, die (noch einmal) fliegen wollten, bevor die Flugtickets endlich teurer würden, andere die der Meinung waren, auf ihren Flug käme es nicht an. Ich gehöre zu jener Gruppe für die Fliegen angesichts der Erderhitzung gar nicht mehr in Frage kam. Wir planten und genossen einen Wanderurlaub in den osttiroler Bergen. 

Auf der Rückfahrt im Zug über Spittal a.Drau nach Salzburg waren fast alle Plätze besetzt. Auch auf unseren Plätzen saßen Menschen ohne Reservierung. Eine französisch-sprachige Familie mit drei Kindern. Der Mann wechselte mit den Söhnen auf zwei Plätze, die zum Glück erst ab Bad Gastein reserviert waren Die Mutter blieb mit den beiden Mädchen auf den Plätzen neben uns, das kleine Mädchen auf dem Schoß. Wir erfuhren, dass sie aus Slowenien gekommen waren und ihre Reservierung verloren hatten, als in Klagenfurt drei Wagons wegen technischer Gebrechen abgehängt werden mussten. In Bad Gastein musste auch die französische Mutter mit den zwei Mädchen die Plätze für die Reservierungsbesitzer frei machen. Sie schaute sich suchend um. Ein Herr, der aus dem Wagon hinter uns gekommen war, wies darauf hin, dass es dort noch freie Plätze gab. Sie machten sich auf den Weg. Eine etwas ältere Dame mit blonden Locken musste ebenfalls aufstehen. Sie hatte einen reservierten Platz und musste nun von der Schaffnerin erfahren, dass sich der ebenfalls in einem der abgehängten Wagons befunden hatte. Sie nahm es gelassen und meinte, dass sie wohl die zwei Stationen bis Salzburg stehen könne. Sie können zwischendurch auch meinen Platz nehmen. Die Schaffnerin lachte erleichtert „Wir schaffen das,“ einigten sich die beiden Frauen.
Kein Wort davon, dass der etwa 17 jährige  in sein Handy vertiefte Bursche doch aufstehen können – sie zeigte auch keine Anzeichen von Gebrechlichkeit. Ich wunderte mich, dass niemand begann, über die ÖBB zu lästern. Ein Herr analysierte, dass die Bahn offensichtlich dem neuen Ansturm noch nicht gewachsen sei. Eine Frau, Mutter von zwei Jugendlichen fragte, wann wir aussteigen würden und verstaute schwitzend die drei riesigen Koffer und Rucksäcke der Familie der Reihenfolge des Ausstiegs entsprechend. „Wir haben einfach zu viel Zeugs mitgenommen“, grinst sie entschuldigend. Dann packte sie ihre Jause aus. Drei gefüllte Weckerl mit Serviette in Papiersackerln, zwei Dosen mit Energy-drinks. Einmal-Plastikschälchen mit Topfencreme und Früchten und Löffelchen dazu. Damit stopften sie nach dem Essen den kleinen Müllbehälter voll.
Ein etwas 70jähriger Herr suchte eine Steckdose, um sein Handy aufladen zu können. Er möchte über die Fahrplan App seine nächste Verbindung heraussuchen- er bittet seine etwas 20jährige Nachbarin um Hilfe. Freundlich zeigt sie ihm den Stecker und mit Geduld erklärt ihm die Navigation der Fahrplan App. Im Vierer- Abteil neben uns unterhält sich ein Herr der gleichen Generation mit der jungen Frau Visavis. Er entschuldigt quasi seinen Altersgenossen: „Ihr hättet wahrscheinlich auch Schwierigkeiten einen Kassettenrekorder zu bedienen? Die technische Entwicklung ist einfach zu rasant. „Ich kenn sowas gar nicht“, schmunzelt die junge Frau zustimmend nachdem sie sich die Kopfhörer ihres Handys aus den Ohren genommen hatte. Ein freundliches Gespräch entwickelte sich darüber, dass die Generationen einander brauchen.
Auch wenn es beim Reisen mit der Bahn zu technischen Gebrechen und in der Folge zu Verspätungen und Zugausfällen kommt, führt kein Weg daran vorbei, dass die Züge voller, das Angebot verbessert werden. Knapper einzupacken und Verpflegung ohne Verpackungsmüll mitzubringen bleibt ein Lernfeld.
Trotz des Gedränges und der Unannehmlichkeiten blieb die Stimmung gelassen und heiter. Ob es daran lag, dass die meisten gesättigt mit schönen Ferienerlebnissen auf der Heimreise waren oder voll Vorfreude auf einen interessanten Städtetrip nach Salzburg?
Als Teil der Schicksalsgemeinschaft „Erdlinge“ lernte ich, volle Züge als Übungsfeld für Rücksichtnahme, kleine Gefälligkeiten und Umgang mit negativen Gefühlen anzuerkennen. Die Hoffnung, dass sich mit dem Anstieg der Bahnreisenden auch das gesellschaftliche Klima verbessert, besteht!

Staunen lernen

21/5/2022

 
„Wer näht der Erde die himmlischen Kleider? – Der Wettermacher – der Wolkenschneider.“

Der Anfang eines Gedichts, das ich meinem Sohn in Kindertagen hundert Mal vorlas, fiel mir ein, als ich über die Pracht des Frühlings staunte. Ich bewunderte die Zartheit der Kirschblüten und beobachtete das Treiben der Bienen, hoffend, dass sie genug sonnige und trockene Tage haben würden, um ihre Arbeit zu tun. Gleichzeitig wartete ich auf Regen, damit unsere frischen Baumsetzlinge genug Feuchtigkeit bekämen um kraftvoll auszutreiben.
Seit Ende Februar hängt der Krieg wie eine dunkle Wolke über unseren Leben. Nachrichten von Zerstörung und menschlichem Leid lasten auf unserer Seele. Viele engagieren sich in der Flüchtlingshilfe, spenden an Hilfsorganisationen, fühlen sich ohnmächtig oder ausgebrannt.

Das Keimen und Wachsen in der Natur können wir ebenso wenig selbst „machen“, wie den Frieden in der Ukraine und auf der Welt.

Auf der Fensterbank schlummerten in Anzuchtschalen seit März Paprika, Auberginen und Blumensamen: Aus Pünktchen werden in zwei Tagen grüne Spitzen, an denen noch ein Erdbrösel haften, ehe sich ein Keimblatt entfaltet. Indessen blühen im Garten Narzissen, Tulpen und Traubenhyazinthen. Ich tauche meine Augen in ihr tiefes Blau und bin gerührt über die zart grünen Blätter der Hainbuchenhecke dahinter, die bald das abgestorbene Laub überwuchern werden.

Was nicht in unserem Einflussbereich liegt, was wir nicht mit unseren Händen und in Kooperation mit anderen bewerkstelligen, können wir mit hoffnungsvollen Wünschen betrachten.

Der Frühling aber gehört und allen! Zarte Blüten und frisches Grün versichern uns, dass das Leben weiter geht.

„Danke, Herr Amsel für das schöne Lied, mit dem Sie mich an Ihrem Brautwerben teilhaben lassen", denke ich und nehme auch schon das Tirilieren und Pfeifen des Buchfinks wahr. Er ist mein Lieblingssänger.
Im Staunen werden wir wieder Kinder. Wir fühlen uns beschenkt, Dankbarkeit stellt sich ein. Staunen über die Schönheit der Natur, hat schon Generationen vor uns Traurigkeit und Schmerz überwinden lassen.
Ich hoffe, dass es auch in der Ukraine Frühling wird, dass die Soldat*innen beider Seiten heim zu ihren Liebsten kommen und der Krieg schnell Geschichte sein wird.
Bis es soweit ist, will ich achtsam sein und schwärmen von den Wundern auf den Zweigen, dankbar für den Regen und die Regenwürmer, die den Boden lockern. Meine Pflänzchen wachsen nun weiter im Beet Beet !

Ich wünsche Ihnen, dass Sie entdecken und staunen über das, was wir nicht machen können. Und vielleicht finden Sie dabei heraus, was Sie als nächstes tun können -  gegen Trostlosigkeit und Ohnmachtsgefühle und für den Frieden.

Vom Warten

14/4/2022

 
Alan wartet noch immer. Das Schreiben an den Bundespräsidenten, die Unterschriftenlisten seiner Klassenkameraden, Dankesurkunden über seine ehrenamtliche Mitarbeit beim Roten Kreuz in all den Jahren – ja selbst das Maturazeugnis - waren nicht ausreichend für einen Aufenthaltstitel in Österreich. Alan ist bestens integriert, er hat Freunde gefunden und fühlt sich in einigen österreichischen Familien als Mitglied. Besonders das letzte Jahr war hart für ihn- er wartete auf die Zusage eines “Humanitären Bleiberechts“, um endlich mit - 25 Jahren - für sich selbst sorgen zu können, eine interessante Arbeit zu finden und sich ein Leben in Österreich aufzubauen.

Nach drei negativen Asylbescheiden hatte man ihm den Ausweis abgenommen. Er war nun „illegal“ im Land konnte sich nicht mehr frei bewegen, hatte keine Krankenversicherung und keine Grundversorgung. Sein Anwalt hatte einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt. Zumindest das sollte er bekommen nach sechs Jahren.

Ich erinnere mich an unsere Spaziergänge, bei denen ich oft nach passenden Antworten suchte.
Alan klagte und jammerte, er drückte all seinen Zorn über die Langsamkeit und Willkür der österreichischen Behörden aus. Ich konnte nur zuhören und seine Wut anerkennen, seine Ohnmacht mitfühlen. 
Und doch - nach einer halben Stunde unseres Wegs erzählte er auch von seinem Freund Franz und einer Radtour, die sie unternommen hätten. Wir versuchten eine gute Zeit zu haben. Wir hörten bewusst den Vögeln zu und beobachteten auf unserer Spazierrunde die Veränderungen in der Natur im Laufe der Jahreszeiten.
Manchmal zögerte ich, ihn anzurufen, ich zweifelte an mir, ob ich ihm überhaupt eine angemessene Gesprächspartnerin sein könne in dieser Situation maximaler Ungleichheit. Doch für mich waren es die ersten Spazierrunden nach meiner Operation. Die Begleitung eines jungen Mannes, seine zuvorkommende, höfliche Art taten mir gut. Das war ein kleiner Ausgleich.

Warten auf eine Entscheidung, die andere für uns treffen, auf positive Veränderungen, die wir noch nicht kennen, stellt uns auf harte Proben, manchmal zermürbt es. In der Begleitung anteilnehmender Gesprächspartner machen wir uns bereit, auch negative Entscheidungen anzunehmen. Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch. Wie bei Hamlets „Sein" oder „Nicht sein“ geht es immer wieder um die Entscheidung, sein Schicksal anzunehmen um weiterzuleben zu können. Das Asylverfahren ist, wie eine schwere Krankheit, dachte ich einmal. Man weiß nicht, was im nächsten Brief von der Behörde steht, ebenso wie der Schwerkranke voll Angst seinen nächsten Befund erwartet.
Illegal im Land zu sein, ist der gesellschaftliche Tod. Keine Pläne keine Zukunft, Isolation.
Die Ohnmacht eines Gesprächspartners wird zu unserer eigenen. In Situationen des Ausgeliefertseins an Mächte, die wir nicht beeinflussen können, schrumpft unser Handlungsspielraum.
Als wir uns im Mai trafen wirkte Alan erfrischt und voll neuer Energie. Er berichtete, dass er den Ramadan eingehalten, sich wieder gefunden habe. Er schaffte es, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Einladung zum Mittagessen schlug er aus. „Ich esse jetzt nur noch einmal am Tag, so gegen 17 Uhr,“ erklärte er. Alan beschämte mich. Ich staunte und war beeindruckt, wie er trotz seiner minimalen Möglichkeiten selbstbestimmt blieb, seine innere Freiheit wirksam wurde.
Letzten November hat Alan einen Folgeantrag auf Asyl gestellt. Den ganzen Winter über wartete er auf die Einladung zum Interview. Ende Februar absolvierte er den alles entscheidenden Termin. Seither heißt es wieder warten auf den Brief der Behörde. Wir hoffen, dass ihm subsidiärer Schutz gewährt wird. klicken.
<<Previous
Forward>>

Praxisraum
starke Augen Praxis
Wehrgasse  25/1, 1050 Wien

bei Seelenflug
Brünnerstrasse 4, 2120 Wolkersdorf.

Telefonische Terminvereinbarung
0664 85 46 290

Zufriedene KundInnen:

"Vielen Dank für Ihre Begleitung und die wertvollen Denkanstöße. Ich denke, jetzt komm ich besser zurecht mit der neuen Situation", Frau R.R. nach drei Beratungssitzungen

"Hallo Frau Sterzinger, danke der Nachfrage. Es geht besser. Ihre Beratung hat mir geholfen, wieder Tritt zu fassen." Herr R.J.

"Danke für Ihre Inputs, ich sehe jetzt wieder,
wie viele Möglichkeiten ich habe."
Frau B.H.







Newsletter Anmeldung



Ja, ich bin mit der Zusendung des Newsletter einverstanden. 

Newsletterarchiv
Datenschutz