Alan wartet noch immer. Das Schreiben an den Bundespräsidenten, die Unterschriftenlisten seiner Klassenkameraden, Dankesurkunden über seine ehrenamtliche Mitarbeit beim Roten Kreuz in all den Jahren – ja selbst das Maturazeugnis - waren nicht ausreichend für einen Aufenthaltstitel in Österreich. Alan ist bestens integriert, er hat Freunde gefunden und fühlt sich in einigen österreichischen Familien als Mitglied. Besonders das letzte Jahr war hart für ihn- er wartete auf die Zusage eines “Humanitären Bleiberechts“, um endlich mit - 25 Jahren - für sich selbst sorgen zu können, eine interessante Arbeit zu finden und sich ein Leben in Österreich aufzubauen.
Nach drei negativen Asylbescheiden hatte man ihm den Ausweis abgenommen. Er war nun „illegal“ im Land konnte sich nicht mehr frei bewegen, hatte keine Krankenversicherung und keine Grundversorgung. Sein Anwalt hatte einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt. Zumindest das sollte er bekommen nach sechs Jahren.
Ich erinnere mich an unsere Spaziergänge, bei denen ich oft nach passenden Antworten suchte.
Alan klagte und jammerte, er drückte all seinen Zorn über die Langsamkeit und Willkür der österreichischen Behörden aus. Ich konnte nur zuhören und seine Wut anerkennen, seine Ohnmacht mitfühlen.
Und doch - nach einer halben Stunde unseres Wegs erzählte er auch von seinem Freund Franz und einer Radtour, die sie unternommen hätten. Wir versuchten eine gute Zeit zu haben. Wir hörten bewusst den Vögeln zu und beobachteten auf unserer Spazierrunde die Veränderungen in der Natur im Laufe der Jahreszeiten.
Manchmal zögerte ich, ihn anzurufen, ich zweifelte an mir, ob ich ihm überhaupt eine angemessene Gesprächspartnerin sein könne in dieser Situation maximaler Ungleichheit. Doch für mich waren es die ersten Spazierrunden nach meiner Operation. Die Begleitung eines jungen Mannes, seine zuvorkommende, höfliche Art taten mir gut. Das war ein kleiner Ausgleich.
Warten auf eine Entscheidung, die andere für uns treffen, auf positive Veränderungen, die wir noch nicht kennen, stellt uns auf harte Proben, manchmal zermürbt es. In der Begleitung anteilnehmender Gesprächspartner machen wir uns bereit, auch negative Entscheidungen anzunehmen. Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch. Wie bei Hamlets „Sein" oder „Nicht sein“ geht es immer wieder um die Entscheidung, sein Schicksal anzunehmen um weiterzuleben zu können. Das Asylverfahren ist, wie eine schwere Krankheit, dachte ich einmal. Man weiß nicht, was im nächsten Brief von der Behörde steht, ebenso wie der Schwerkranke voll Angst seinen nächsten Befund erwartet.
Illegal im Land zu sein, ist der gesellschaftliche Tod. Keine Pläne keine Zukunft, Isolation.
Die Ohnmacht eines Gesprächspartners wird zu unserer eigenen. In Situationen des Ausgeliefertseins an Mächte, die wir nicht beeinflussen können, schrumpft unser Handlungsspielraum.
Als wir uns im Mai trafen wirkte Alan erfrischt und voll neuer Energie. Er berichtete, dass er den Ramadan eingehalten, sich wieder gefunden habe. Er schaffte es, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Einladung zum Mittagessen schlug er aus. „Ich esse jetzt nur noch einmal am Tag, so gegen 17 Uhr,“ erklärte er. Alan beschämte mich. Ich staunte und war beeindruckt, wie er trotz seiner minimalen Möglichkeiten selbstbestimmt blieb, seine innere Freiheit wirksam wurde.
Letzten November hat Alan einen Folgeantrag auf Asyl gestellt. Den ganzen Winter über wartete er auf die Einladung zum Interview. Ende Februar absolvierte er den alles entscheidenden Termin. Seither heißt es wieder warten auf den Brief der Behörde. Wir hoffen, dass ihm subsidiärer Schutz gewährt wird. klicken.
Nach drei negativen Asylbescheiden hatte man ihm den Ausweis abgenommen. Er war nun „illegal“ im Land konnte sich nicht mehr frei bewegen, hatte keine Krankenversicherung und keine Grundversorgung. Sein Anwalt hatte einen Antrag auf humanitäres Bleiberecht gestellt. Zumindest das sollte er bekommen nach sechs Jahren.
Ich erinnere mich an unsere Spaziergänge, bei denen ich oft nach passenden Antworten suchte.
Alan klagte und jammerte, er drückte all seinen Zorn über die Langsamkeit und Willkür der österreichischen Behörden aus. Ich konnte nur zuhören und seine Wut anerkennen, seine Ohnmacht mitfühlen.
Und doch - nach einer halben Stunde unseres Wegs erzählte er auch von seinem Freund Franz und einer Radtour, die sie unternommen hätten. Wir versuchten eine gute Zeit zu haben. Wir hörten bewusst den Vögeln zu und beobachteten auf unserer Spazierrunde die Veränderungen in der Natur im Laufe der Jahreszeiten.
Manchmal zögerte ich, ihn anzurufen, ich zweifelte an mir, ob ich ihm überhaupt eine angemessene Gesprächspartnerin sein könne in dieser Situation maximaler Ungleichheit. Doch für mich waren es die ersten Spazierrunden nach meiner Operation. Die Begleitung eines jungen Mannes, seine zuvorkommende, höfliche Art taten mir gut. Das war ein kleiner Ausgleich.
Warten auf eine Entscheidung, die andere für uns treffen, auf positive Veränderungen, die wir noch nicht kennen, stellt uns auf harte Proben, manchmal zermürbt es. In der Begleitung anteilnehmender Gesprächspartner machen wir uns bereit, auch negative Entscheidungen anzunehmen. Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch. Wie bei Hamlets „Sein" oder „Nicht sein“ geht es immer wieder um die Entscheidung, sein Schicksal anzunehmen um weiterzuleben zu können. Das Asylverfahren ist, wie eine schwere Krankheit, dachte ich einmal. Man weiß nicht, was im nächsten Brief von der Behörde steht, ebenso wie der Schwerkranke voll Angst seinen nächsten Befund erwartet.
Illegal im Land zu sein, ist der gesellschaftliche Tod. Keine Pläne keine Zukunft, Isolation.
Die Ohnmacht eines Gesprächspartners wird zu unserer eigenen. In Situationen des Ausgeliefertseins an Mächte, die wir nicht beeinflussen können, schrumpft unser Handlungsspielraum.
Als wir uns im Mai trafen wirkte Alan erfrischt und voll neuer Energie. Er berichtete, dass er den Ramadan eingehalten, sich wieder gefunden habe. Er schaffte es, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Einladung zum Mittagessen schlug er aus. „Ich esse jetzt nur noch einmal am Tag, so gegen 17 Uhr,“ erklärte er. Alan beschämte mich. Ich staunte und war beeindruckt, wie er trotz seiner minimalen Möglichkeiten selbstbestimmt blieb, seine innere Freiheit wirksam wurde.
Letzten November hat Alan einen Folgeantrag auf Asyl gestellt. Den ganzen Winter über wartete er auf die Einladung zum Interview. Ende Februar absolvierte er den alles entscheidenden Termin. Seither heißt es wieder warten auf den Brief der Behörde. Wir hoffen, dass ihm subsidiärer Schutz gewährt wird. klicken.